Burgen und Schlösser der Auvergne – Rapunzel, Dornröschen & der gute alte La Fayette
Wer an Frankreichs Schlösser denkt, denkt wohl unweigerlich an die Prachtbauten der Loire. Doch nur die wenigsten wissen, dass auch die Auvergne vor historischen Adelsunterkünften nur so strotzt. Wikipedia zählt fast 500 Burgen und Schlösser in den 4 Départements der Region, davon knapp 350 allein im Cantal. Kein Wunder also, dass sich neben der Käseroute auch eine Schlösserstraße durch die Vulkan- und Gebirgslandschaft der Auvergne schlängelt.
Historische Schlösserstraße mitten durch die Auvergne
Entlang der Route Historique des Châteaux d’Auvergne gibt es gleich 42 Burgen und Schlösser zu entdecken, die Besuchern zur Erkundung offen stehen. Diese reichen von militärischen Festungen bis hin zu eleganten Wohnsitzen im Renaissancestil und bieten neben interessanten Führungen auch kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Theateraufführungen oder Ausstellungen an.
Eine der wohl beeindruckendsten mittelalterlischen Festungsanlagen ist das schon von Maupassant besungene Château de Murol im Parc Naturel Regional des Volcans d’Auvergne. Wie ein dunkler Schatten trohnt die im 12.-14. Jahrhundert erbaute Burg hoch oben über der gleichnamigen Stadt und hat bis heute nichts an seiner Faszinationskraft eingebüßt.
Während im Sommer mithilfe von Schauspielern die Geschichte wieder zum Leben erweckt wird, toben außerhalb der Saison stürmische Winde rund um die schützenden Burgmauern und machen ein Begehen der Festungsanlage mitunter unmöglich. So sollte man sich auf jeden Fall im Voraus informieren, ob die Anlage am geplanten Besichtigungstag auch wirklich geöffnet hat.
Darf man aber, wie wir, bei gefühlter Orkanstärke als einziger bis auf die ehemalige Wehrplattform und lässt den Blick aus zusammengekniffenen Augen über das Tal schweifen, beginnt man allmählich zu verstehen, warum diese Burg jahrhundertelang als uneinnehmbar galt.
Weitere Burgen und Schlösser der Auvergne
Auch abseits der historischen Schlösserstraße hat die Auvergne einige Asse im Ärmel. So z.B. das Château de Pesteils in der Gemeinde Pominhac. Auf einem Felsvorsprung über dem Dorf gelegen, überblickt die im 13. Jahrhundert als Festung erbaute und in den kommenden Jahrhunderten immer wieder umgestaltete Schlossanlage das Tal der Cère vom Nordwesten aus und gibt die Sicht auf gleich mehrere weitere Befestigungsanlagen aus der Zeit des Hunderjährigen Krieges frei.
Heute erinnert nur noch ein mittelalterlicher Burgfried hinter dem Hauptschloss an die Zeiten, als die Furcht vor englischen Angriffen in der ganzen Region zur militärischen Aufrüstung führte. Die Vorderseite sowie das Innenleben des mittlerweile fast ausschließlich als Museum verwendeten Schlosses sind seit Ende des 19. Jahrhunderts vielmehr von zierlichen Türmchen und teuren Gobelinteppichen geprägt, während historische Möbel und reiche Deckenmalereien die Schlafzimmer schmücken.
Geschichtlich Interessierte werden auch die knapp zwanzig hier aufgestellten Wachspuppen zu schätzen wissen, welche nicht wie sonst üblich das Hofleben darstellen, sondern historische Ereignisse zeigen, welche sich fast alle im Schloss zugetragen haben – so z.B. unter anderem auch ein Besuch von General La Fayette.
Wie viele der Burgen und Schlösser der Auvergne, welche in der Zeit Richelieus geschliffen und von ihren Besitzern verlassen wurden, befindet sich auch das Château de Pesteils seit einiger Zeit wieder im rechtmäßigen Besitz der seit dem 16. Jahrhundert hier herrschenden Familie de Cassagne de Beaufort de Miramon Pesteils. Da deren Mitglieder einige der Räumlichkeiten in der Weihnachtszeit weiterhin zum alljährlichen Familientreffen nutzen, sind diese nur in Ausnahmefällen zugänglich. Doch wer weiß, vielleicht habt ihr ja genau so viel Glück wie wir.
Übernachtung im Dornröschenschloss
Da die Auvergne von herrenlosen Schlössern nur so überschwemmt wird, ist ein unkrauthaftes Hervorsprießen von luxuriösen Schlosshotels quasi vorprogrammiert. Doch auch wer auf der Suche nach einer authentischen Unterkunft mit familiärer Atmosphäre ist, kann fündig werden.
Ein absoluter Höhepunkt unserer Reise war das auch für den kleinen Geldbeutel geeignete Château de la Vernède knapp 40 km südlich von Clermont-Ferrand. Nur 6 km von Issorie und der A75 gelegen, beeindruckt das ehemalige Jagdschloss der vor allem durch ihre Skandale, Intrigen und Tragödien bekannte Reine Margot nicht nur durch seine Historie.
Die 5 Zimmer des B&B sind mit viel Liebe zum Detail im historischen Stil eingerichet und schon ab 70 pro Nacht kann man unverzüglich einziehen. Da lässt es sich sogar mit der Tatsache leben, dass es auf im Rapunzelturm!!! gelegenen Klo doch ganz schön zieht.
Und falls das Geld mal etwas lockerer sitzen sollte, könnt ihr ja mal hier reinschauen und euch euer ganz eigenes Dornröschenschloss sichern. Doch Finger weg: Alliers und Sanssat sind bereits reserviert!
Tipp: In den unterschiedlichen Burgen und Schlössern der Auvergne sollte man unbedingt eine Führung buchen! Nur so erfahrt ihr wirklich alles über die Geschichte der historischen Gemäuer und werdet auch schon mal in die ein oder andere persönliche Verschwörungstheorie eingeweiht. Für uns definitiv ein Highlight unseres Auvergne Roadtrips! Vielen Dank dafür an Vanessa von Auvergne Tourismus!