Playas del Papagayo – Strandtag für Anfänger (Tag 3)
Wie wärs zur Ausnahme mal mit einem Strandtag? Immerhin gehört das Entspannen am Meer zu jedem Pauschalurlaub wie Kastro zu Kuba oder die Löwen in die Serengeti. Da wir nun aber nicht wirklich als typische Pauschalurlauber durchgehen – was wohl schon der vorangegangene Vergleich vermuten ließ – sollte die Entspannung noch etwas auf sich warten lassen. Denn warum den riesigen und nur 50 m vom Hotel entfernten Sandstrand nutzen, wenn man auch zur Südspitze der Insel fahren und sich von dort aus auf eine zweistündige Wanderung zu einer etwas abgelegenen, sonst aber nicht viel spannenderen Sandküste aufmachen kann? Naja, ganz so wars eigentlich nicht geplant. Aber wenn man die Reise etwas sehr spontan 4 Tage vor Abflug gebucht und den Reiseführer erst während heftigen Turbulenzen im Flugzeug durchblättert hat, können einem ja mal ein – oder auch mehrere – kleine Patzer unterlaufen. Und so kams, dass der Weg vom alten Hafen von Playa Blanca bis zu den Papageienstränden an Lanzarotes Südspitze sich als doppelt so lang erwies wie geplant. Wer es also eilig hat, bzw. noch Zeit übrig haben möchte, um sich wirklich entspannen und Sonne und Meer genießen zu können, der sollte die Reiseführer etwas genauer lesen, bzw. noch einmal kurz hineinschauen bevor er sich für den Tag rüstet. So wurde also aus einem geplanten Strandtag abermals eine Inselerkundung mit kurzem Zwischenstop an einem von Lanzarotes bekanntesten Sandstränden.
Playa Blanca: über die neugestaltete Uferpromenade zu den malerischen Playas del Papagayo
Das Auto am alten Hafen abgestellt wird sich erst einmal nach den billigsten Überfahrtmöglichkeiten nach Fuerteventura erkundigt, denn die verschiedenen Fähren zur Nachbarinsel starten alle von hier aus, brauchen aber zwischen 20 und 40 min und kosten dementsprechend auch unterschiedlich. Nachdem alle Informationen eingeholt sind und uns klar wird, dass man zu zweit mit Auto wohl mit einer größeren Investition von über 70 Euro für Hin- und Rückfahrt rechnen muss, startet die Reise Richtung Osten. Vom Hafen aus gehts direkt auf die etwas höher gelegene Uferpromenade, welche sich sowohl durch ihre Lage als auch durch die Gestaltung von den übrigen Flaniermeilen der Insel abhebt. Während der Weg am Meer entlang in Costa Teguise an manchen Stellen so breit angelegt ist, dass man sich fast verläuft und man in Puerto del Carmen nicht
wirklich von einer Uferpromenade sprechen kann, da der Fußgängerweg durch eine von Autos befahrene Straße in zwei Teile aufgespalten wird (einer führt teils am sehr breiten Sandstrand entlang, so dass man das Meer nur in weiter Ferne erahnen kann, teils wird einem der Blick auf jenes ganz verwehrt, da sich Cafés und das Casino davorgepflanzt haben, der andere führt vorbei an Restaurants und Souvenirläden mit Billigwaren, an deren Kellnern und Verkäufern man sich vorbeischleichen muss, möchte man nicht alle 5 m angesprochen und in die Lokale und Geschäfte gelockt werden). Ganz anders in Playa Blanca. Zwar kann man auch hier den Souvenirshops nicht entgehen, doch kann man wenigstens selbstständig entscheiden, ob man dafür einen kleinen Zwischenstop einlegen oder doch lieber bei einem Eis oder erfrischenden Cocktail die Aussicht genießen möchte. Denn während dem Auge und dem Portemonnaie linkerhand immer wieder neue Waren angeboten werden, kann man den Blick in der entgegengesetzten Richtung übers weite Meer schweifen lassen. Immer wieder trifft man auf Treppen, die die paar Meter zur Felsenküste aus schwarzer Lava hinunterführen, wo es sich einige Sonnenhungrige auf Decken gemütlich gemacht haben oder im Meer planschen. Wer lieber trocken bleibt und keine Unterlage dabei hat, versucht eine freie Bank zu ergattern, um sich die Sonne auf den Leib scheinen zu lassen. Hat man die Flaniermeile von Playa Blanca hinter sich gelassen, wird es zunehmend ruhiger. Auch der mit seinen Restaurants, Cafés und kleinen Boutiquen zwar modern gestaltete, doch teilweise wie eine Geisterstadt wirkende Yachthafen Marina Rubicón ändert daran nicht viel. Von hier aus führt der Weg, vorbei am winzigen, doch wirklich fotogenen Castillo de las Coloradas, an Steilklippen entlang, bis man auf das gleichnamige Hotel stößt. Hier sieht es auf den ersten Blick aus als wäre der Weg zu Ende. Denn vor einem erhebt sich eine steil aufragende Felswand in die Höhe. Doch wer sich von diesem Anblick nicht entmutigen lässt, gelangt nach einer kleinen Kraxelei entlag des die Hotelanlage von der Außenwelt abschirmenden Zauns, auf einen Trampelpfad, welcher nach kurzer Zeit auf viele andere solcher Pfade trifft, die alle über die verschiedenen Hochebenen irgendwie und irgendwann auf eine der vier, unter dem Namen Playas del Papagayo zusammengefassten Sandstrände treffen, welche versteckt in den Buchten rund um das Südkap liegen. Ganz so abgeschieden wie man glauben könnte, ist es dann doch nicht. Denn der Weg über die Hochebenen ist leider nicht der einzige, der hierhin führt. Über eine 3 km lange Schotterpiste gelangt man mit dem Auto bis an die schönen Strände, und auch die 3 Euro teure Maut kann nicht alle Besucher abschrecken. Trotzdem kann man die Strände auf keinen Fall überfüllt nennen, was trotz der vielen Touristen wohl auf alle Strände der Insel zutrifft. Der Pauschalurlauber mag es wohl lieber kuschelig am Hotelpool. Wir aber haben die, wenn auch sehr kurze Zeit am Strand genossen. Und auch die starken Winde, die einem den Sand ins Gesicht wehen und den Körper wie ein in Paniermehl gewälztes Schnitzel aussehen lassen, konnten uns die anderthalb Stunden am Meer nicht vermiesen. Genau wie die Tatsache, dass wir die Zeit wegen der doch sehr niedrigen Wassertemperatur lieber am als im Meer verbrachten.
Panoramastraße: von der Salzgewinnungsanlage von Las Hoyas bis zum grünen See von El Golfo
Zwei Stunden später, zurück in Playa Blanca, gehts mit dem Auto nach Las Hoyas, wo kurz hinter den Salinas de Janubio eine Panoramastraße in Richtung von El Golfo abbiegt, um zwischen schwarzem Lavagestein an der Küste entlangzuverlaufen, immer die berühmten Vulkane der Insel im Hintergrund. Von den aus den 19. Jh. stammenden, doch seit mehreren Jahrzehnten brachliegenden Salzgewinnungsanlagen geht es zu der 2 km entfernten Küstenformation Los Hervideros, was soviel bedeutet wie Brodeln oder Sprudeln. Ihrem Namen gerecht werdend, bietet die kostenlose Anlage dem Zuschauer ein Schauspiel zwischen der teils tobenden Meeresbrandung und den Öffnungen und Vertiefungen in der hier zum Stillstand gekommenen Lavadecke. Von hier aus geht es weiter nach El Golfo. Im gleichnamigen Krater direkt am Dorfeingang befindet sich der in jeder Urlaubsfotosammlung vertretene sowie das Cover einiger Reiseführer zierende Lago Verde. Anders als bei der Cueva de Los Verdes kommt der Name diesmal aber wirklich von der Farbe, und diese wiederum von dem Überschuss an Algen, welche sich hier eingenistet haben. Nicht zuletzt aus gesundheitlichen Gründen wird deshalb das Baden im See sowie in den sich am Kraterrand brechenden Wellen des Atlantik verboten sein. Sonnen darf man aber am angrenzenden tiefschwarzen Lavastrand. Ist man aber wie wir meisterhaft im Vertrödeln der Zeit, muss man sich zufrieden
geben, wenn man überhaupt noch miterleben darf, wie die letzten Sonnenstrahlen des Tages die Oberfläche des Sees kitzeln und diesen in einem saftigen Grün erstrahlen lassen.
La Tegala: das beste Restaurant der Insel
Zurück in Puerto del Carmen bleibt dann nur noch Zeit, um sich schnell umzuziehen, um wenigstens noch vor 21:30 im Restaurant La Tegala, direkt an der LZ-2 in Mácher gelegen, einzukehren. Dieses sehr modern eingerichtete Restaurant mit breiter Fensterfront und Panoramablick hat die 3 Gabeln, welche ihm vom berühmten Guide Michelin verliehen wurden, sicherlich mehr als verdient. Zusätzlich wurde es mit dem Bib Gourmand ausgezeichnet, was nicht verwunderlich ist, denn hier speist man für sehr erschwingliche Preise wie in einem Sternelokal. Wer nun aber an Schickimicki denkt, liegt völlig falsch. Das familiengeführte Restaurant kennt keine Kleiderordnung, so dass von Touristen in kurzen Hosen und T-shirt bis hin zu aufgestylten Insulanern alles vorzufinden ist. Das wunderschön angerichtete Essen bedient ein ähnlich breites Spektrum, konzentriert sich aber vor allem auf fantasievolle Variationen inseltypischer Gerichte. Doch neben gegrilltem Ziegenkäse mit Tomatensorbet oder Meeresfrüchten an leckerer Soße, finden sich auf der Karte auch hausgemachtes Foie gras und Schokoladensoufflé. Der nur durch eine Person ausgeführte Service ist dementsprechend dezent, aber stets freundlich und hilfsbereit mit klaren Meinungen zu den Inselweinen – besonders die roten werden hier zwar angeboten, aber nicht wirklich empfohlen. Auf Anfrage hat man uns sogar den Weinkeller gezeigt – auch wenn dieser nicht wirklich sehenswert ist – sowie eine kleine Einführung in die Geschichte des Hauses gegeben. Schlussendlich haben uns Ambiente und Essen so überzeugt, dass wir gleich einen Tisch für unseren letzten Tag auf der Insel reserviert haben. Also falls Ihr mal auf Lanzarote sein solltet: unbedingt vorbeischauen!