Paolo – Eine Geschichte über die Liebe. Und über das Reisen.
Ich war zwölf. Und ich war verliebt.
Nein, dies ist nicht die Geschichte meiner ersten großen Liebe. Dies ist die Geschichte von Paolo, oder wie auch immer man damals in Südamerika hieß. Den wirklichen Namen nämlich habe ich längst vergessen.
Paolo war neunzehn und ziemlich klein. Trotz sieben Jahre Altersunterschied, überragte ich ihn bereits um einige Zentimeter. Und das war auch schon alles, was ich über ihn wusste. Denn Paolo sprach ausschließlich Spanisch. Er war Küchenjunge auf dem Boot, mit dem wir sieben Tage lang durch den Pazifik schipperten.
Während wir mit Seelöwen um die Wette tauchten oder über die Größe von Albatrosseiern staunten, putzte er Teller und Gläser oder übte sich im Serviettenfalten. Er wusste keine Geschichten über die Entstehung der Lavainseln zu erzählen und hatte nicht die geringste Ahnung, wer denn nun dieser lonesome George eigentlich war, von dem alle redeten.
Aber er war Galapagos. Er war die Bevölkerung, die man auf hoher See nur dann zu Gesicht bekommt, wenn man sich heimlich in die Kajüten der Schiffsbesatzung stiehlt. Er war die Menschen, die vom Tourismus leben, ohne zu wissen, was an ihrer Heimat so toll sein soll. Und er konnte tanzen. Ich meine so richtig.
Und da war´s um mich geschehen. Ich hatte mich verliebt. In Paolo. In Ecuador. In die Welt.
Doch niemand verstand, warum ich meine Tränen nicht zurückhalten konnte, als wir in den Minibus stiegen, der uns zum Flughafen bringen sollte. Niemand konnte nachvollziehen, warum ich tagelang das Essen verweigerte und unbedingt zurückwollte. Nach Ecuador, Galapagos, zu Paolo.
Auch ich konnte mir das Schmunzeln nicht verkneifen, wenn ich viele Jahre später an die gemeinsame Zeit zurückdachte. Pubertäre Verliebtheit, nannte ich es dann in Gedanken. Heute habe ich einen Reiseblog.