Schwimmende Märkte und hoppsende Fische – Unterwegs im Mekong Delta
Es ist 14:30 nachmittags. Und es ist warm. Sehr warm. Ja, man ist gar verleitet, das nette kleine Adjektiv „heiß“ in Erwägung zu ziehen. Das Termometer zeigt 37 °C. Der Schweiß fließt in Strömen. Auch nach 4 Tagen in Vietnam haben wir uns längst noch nicht an das tropische Wetter südostasiatischen Republik gewöhnt.
Stille. Irgendwo in der Ferne glaube ich das regelmäßige Stottern eines Presslufthammers zu vernehmen. Wahrscheinlich ein Fischerboot. Das Brummen vermischt sich mit dem leisen Quietschen meiner Hängematte, die mit unermüdlicher Beharrlichkeit zwischen zwei Bambusstäben hin und her baumelt. Ich blicke auf die grüne Brühe, die gemächlich an unserem Balkon vorbeizieht. Nahezu paradiesisch schimmern die Reisfelder am andern Ufernende im Sonnenlicht. Unvorstellbar, dass hier vor 40 Jahren einer der kräftezehrendsten Kriege des 20. Jahrhunderts getobt haben soll.
Heute ist davon nichts mehr zu spüren. Abgesehen vom Scheppern der Motorräder und dem penetranten Tuckern der Holzkähne, herrscht absoluter Frieden. Nur ab und zu wird die Stille vom Balzschrei eines Geckomännchens unterbrochen, das es sich in den Kopf gesetzt hat, ausgerechnet in unserem Bungalow auf Brautschau zu gehen. So lässt es sich aushalten. Neue Energie schöpfen, um erst in den kühleren Abendstunden wieder aktiv zu werden. Das Wetter in Vietnam wird wohl nie unser Freund werden, doch dem Lebensrhythmus der Vietnamesen haben wir uns längst angepasst.
Um 5 Uhr heute morgen klingelt der Wecker. Wir liegen schon seit 30min wach, aus dem Schlaf gerissen vom ohrenbetäubenden Lärm vorbeifahrender Presslufthammerboote. Schnell unter die improvisierte Dusche und schon sitzen wir im Boot. Unser Ziel: der schwimmende Markt von Cai Rang.
Doch bereits nach wenigen Minuten wird klar: Das war wohl nix. Ja, die verkaufen ihre Waren wirklich vom Boot aus, und ja, man kann hier ein paar schöne Bilder schießen. Doch wirklich viel ist nicht los, auf der Nummer 1 Touristenattraktion im Mekongdelta. Und irgendwie sind die meisten Boote viel größer und der Markt viel kleiner als wir uns das so schön ausgemalt hatten. Und auch unserem Fahrer scheint der schwimmende Markt nicht wirklich zuzusagen. Schon nach wenigen Minuten legt er am Steg zum lokalen Fischmarkt an. Und schon werden wir an Land gescheucht.
Wie? Aber…? Wir wollten doch…?
Gottseidank haben wir unsere ersten Gedanken für uns behalten. Ganz anders als auf dem schwimmenden Markt, herrscht hier nämlich reger Trubel und echtes Marktfeeling. Und das Beste: Von Touristen keine Spur. Kein Wunder also, dass man hier noch freundlich begrüßt wird und ohne Hemmungen mit offenem Mund staunen darf. Knapp haben wir beide Füße an Land gesetzt, schon kommt uns der erste Fisch auf dem Asphalt entgegengehoppst. Na zumindest scheint man hier Wert auf frische Zutaten zu legen. Und so kaufen auch wir kräftig ein. Gebratenen sticky rice und frisches Obst stehen dabei ganz oben auf der Liste. Der Rest bleibt vorerst nur spannendes Fotomotiv. Man will sich ja nicht schon in den ersten Urlaubstagen ein tödliches Virus einfangen.
Aus eben diesem Grund überlassen wir auch das Baden im braunen Wasser des Riesenflusses lieber den Menschen, denen der Mekong freundlich gesinnt ist. Die Aussicht auf Hitze- und Malariatod reicht uns fürs Erste vollkommen aus.
Wichtig: Man sollte nicht im Juli oder August ins Mekong Delta reisen, da gerade diese Monate sehr niederschlagsreich sind. Mehr Informationen dazu in unserem Beitrag zum Thema Vietnam-Reisezeit.