Halloween ist out! Wer cool sein will, importiert seinen eigenen Brauch!
Halloween war gestern! Ja, ihr habt richtig gehört: Wer vorhatte, sich heute in sein Frankenstein-Kostüm zu werfen und mit furchteinflößendem Gejammer um Süßigkeiten zu betteln, lebt definitiv in der Vergangenheit. Der moderne Weltenbummler hat längst neue Bräuche entdeckt, die man unbedingt nach Europa importieren sollte. Wir haben 6 Reiseblogger nach den schönsten und unvergesslichsten Traditionen gefragt, denen sie auf ihren Streifzügen begegnet sind. Und ich kann euch verraten, Südamerika scheint ganz schön einfallsreich zu sein, wenn es ums Feste-Erfinden geht.
BIIKEBRENNEN – NORDFRIESLAND
Elke vom Meerblog will die ganze Bundesrepublik abfackeln
MARIACHI – MEXIKO
Jasmin von Healthy Habits steht auf Männer mit Anzug und echten Gefühlen
Denk ich an Mexiko, denk ich an Mariachi. Ursprünglich spielten die Musiker mit Sombrero, Anzug und spitzen Stiefeln bei Hochzeiten (frz. marriage). Heute treten sie gefühlt an jeder Straßenecke auf, um sich etwas dazuzuverdienen. Während hier Schlager irgendwie peinlich ist, sind die Mexikaner stolz auf ihre Folklore-Musik. Die „Mariacheros“ singen von der Liebe (es kommt mindestens 1x in jedem Lied „corazón“ vor), Abschiedsschmerz, der Revolution und was sonst noch anfällt.
Dabei steht im Publikum niemand mit verschränkten Armen oder zusammengekniffenen Lippen da und lässt sich zweimal zum Tanzen bitten. Ab der ersten Minute schmettern die Mexikaner die ihnen meist bekannten Folklore-Lieder mit. Besonders im traditionelleren Süden tanzen die Mexikaner in möglichst bunten Sachen, um der Lebensfreude Ausdruck zu verleihen. Dabei ist die Location egal. Häufig wird auf der Straße gefeiert, gesungen und getanzt. Von dieser Ausgelassenheit und Leidenschaft beim Singen, Tanzen, Feiern könnten sich viele Deutsche ein Scheibchen abschneiden.
SONGKRAN – THAILAND
Marvin von Flashpacking4Life möchte Deutschlands Straßen so richtig naß machen
MAMA NEGRA – ECUADOR
Florian vom Flocblog fordert mehr Optimismus und definitiv mehr Spanmeerschweinchen
Das interessanteste Festival auf meinen Reisen war mit großem Abstand La Fiesta de la Mama Negra in Latacunga, Ecuador:
1. Mama Negra ist 2 Mal im Jahr eine 2 Tage dauernde farbenfrohe und informelle Parade mit Tänzern, Kostümen, Pferden, Musik, viel leckerem Essen und noch mehr Alkohol.
2. Das Festival zelebriert die diversen Kulturen der Bewohner Latacungas: Inka und Spanier, sowie die Nachkommen der Aymara Sklaven aus Bolivien, der Maya Sklaven aus Guatemala und der schwarzen Sklaven aus Afrika.
3. Jede Familie beim Mama Negra trägt ein wunderschön geschmücktes Spanferkel und dutzende ebenso schön geschmückte „Spanmeerschweinchen“ durch die Stadt.
4. Grund für das erste Mama Negra war im 18. Jahrhundert der Ausbruch des nahen Vulkans Cotopaxi, der dieses eine Mal die Stadt Latacunga nicht zerstörte, wohl aber die anderen 4 Male.
Das nenn ich sprühenden Optimismus!
ALASITAS – BOLIVIEN
Madlen von Puriy hofft, ihre guten Vorsätze in Zukunft auch in Berlin kaufen zu können
SAMHAIN & DIA DE LOS MUERTOS – IRLAND & MEXIKO
Susi von Black Dots White Spots will nicht nur an Allerheiligen auf den Friedhof
Meine letzte Reise führte mich nach Irland – das Land, in dem Halloween erfunden wurde! Die Ursprünge dieses Brauchs liegen nämlich gar nicht in der aus Amerika reimportierten „Trick or Treat“-Variante (die ja auch lustig ist), sondern im keltischen Samhain-Fest. Dabei ging es um einen Neuanfang und das Ende des Sommers und man glaubte, dass in dieser Nacht der Schleier zwischen den Welten besonders dünn sei. Die Menschen hielten Leckereien bereit, um ihre Verwandten und Freunde aus der Anderswelt zu empfangen, doch auch Feuerzeremonien und abschreckende Kostüme, um die bösen Geister zu verjagen, spielten eine große Rolle.
Damit verwandt ist der mexikanische Dia de los Muertos, bei dem ganze Familienfeiern auf Friedhöfen veranstaltet werden, und den ich unbedingt gerne einmal miterleben würde! Letztendlich geht es bei beiden Bräuchen darum, lieben verstorbenen Menschen zu gedenken in der Hoffnung, sie bei dieser einen Gelegenheit im Jahr vielleicht noch einmal zu sehen. Das finde ich gar nicht so schaurig, sondern eigentlich ziemlich schön. Und wenn das Ganze wie in Mexico zu einem Tag der Freude und des gemeinsamen Feierns wird, dann finde, ich, dass das bei uns ruhig auch so eingeführt werden sollte!