Canyonlands National Park – Auf der Suche nach der Nadel im Needles District
Nachdem wir 2010 bereits den Island in the Sky District besucht hatten und auch zwei Jahre später aus dem Staunen über die grandiose Aussicht noch immer nicht herausgekommen waren (Laurens hat ihn sogar in unsere USA Top 10 augenommen), war diesmal der südlicher gelegene und noch weniger bekannte Needles District des Canyonlands National Park an der Reihe. Während man vom Island in the Sky Hochplateau kilometerweit auf sich durch das Tal schlängelnde Canyons blickt, ist man in Canyonlands´ Needles District mittendrin. So zumindest die Theorie. Zuerst aber einmal gilt es, die knapp 80 km von Monticello, dem nächstgelegenen Ort und der nächstgelegenen Tankstelle(!) – dies sollte uns später noch fast zum Verhängnis werden – erfolgreich und ohne Pannen zu überstehen.
Kein Wunder also, dass sich jährlich nur knapp 175.000 Besucher hierher verirren. Zum Vergleich: Im Arches sind es über 1 Mio, der Grand Canyon schafft sogar mehr als 4 Mio. Hat man den Weg aber erst einmal hinter sich gebracht – und das kann einige Zeit dauern, denn die Natur ist auch außerhalb des Canyonlands National Park schon mehr als atemberaubend –, steht man vor der wichtigen Entscheidung: Wohin zuerst? Das Programm des Canyonlands Needles District ist prall gefüllt: Eindrucksvoll erhaltene Felsmalereien, schäbige Cowboyabsteigen, ausgedehnte Wanderwege, gefährliche Kletterpartien, atemberaubende Aussichtspunkte und – als hätte man es geahnt – eben auch ein paar nadelförmige Felsformationen machen sich die Pole Position streitig.
Da wir große Fans langer Wanderungen sind, kam zuerst einmal alles andere dran. Das Beste soll man sich ja immer für den Schluss aufsparen. Und so machten wir uns – nachdem die obligatorischen Fotos im Kasten waren (dicke Frau im Batik-T-Shirt vor Newspaper Rock, als Cowboy posierender Laurens vor morschen Stallungen, und andere kunstvoll in Szene gesetzte Attraktionen ähnlicher Art – ich glaube, ihr habt so ungefähr eine Ahnung, wovon ich rede) – auf den Weg zu…
Wir hatten keinen blassen Schimmer, wohin wir eigentlich genau unterwegs waren. Wer im Needles District des Canyonlands National Park auf ausgeschilderte Rundwege hofft, der wird wohl die größte Desillusionierung seines bisher beschwerdefreien Lebens hinnehmen müssen. Aber keine Angst: Wanderwege gibt es im Canyonlands Needles District zur genüge. Nur, wie lang diese sind und wohin sie eigentlich führen, sind unnütze Fragen, mit denen man hier anscheinend keine Zeit verschwenden wollte. Und so machten wir uns auf den Weg. Bzw. auf einen von vielen. Immer dem Trampelpfad hinterher. In der Hoffnung, irgendwann bei den Canyonlands Needles anzukommen.
Die Mittagssonne schien auf unsere entblößten Köpfe. (Hier muss ich anmerken, dass wir beide bis heute weder Kappe, Hut, Tuch, noch sonst irgendetwas besitzen, dem man die Absicht unterstellen könnte, einen vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen zu wollen.) Wir litten also mit einer gewissen Grandeur. Die Hitze aber machte zu schaffen. Und das eingepackte Wasser wurde stetig weniger.
„3 Liter reichen vollkommen,“ hatte der nette Herr im Visitor Center gemeint. „3 Liter. Kein Problem.“ Dummerweise wusste er nicht, dass wir immer mindestens doppelt so lange brauchen als alle anderen. Dass ich zwischendurch regelmäßig spontane Kletterpartien einlege. Oder auch schon mal 20 Minuten für ein einziges Bild draufgehen können. Er wusste auch nicht, dass wir vorher noch zwei andere Spaziergänge eingeplant hatten. Und er hatte nicht die leiseste Ahnung, dass wir die 10 km genau zur Mittagszeit antreten würden. Aber wir hatten auf ihn gehört. Seiner resoluten Antwort Vertrauen geschenkt. Uns auf seine jahrelange Erfahrung verlassen. Und so zogen wir unter der sengenden Mittagssonne los, 3 Liter Wasser im Gepäck, auf der Suche nach den Needles im Canyonlands Needles District.
Und wir versagten.
Naja, nicht ganz. Irgendwo in der Ferne, haben wir sie dann doch mit viel Fantasie ausmachen können. Fotografiert. Und sind wieder abgezogen. Das Wasser war mittlerweile knapp, der Sonnenstich klopfte unaufhaltsam mit hämmernden Fäusten an die Windschutzscheibe, und die Hitzeerschöpfung hatte sich bereits vor einer knappen Stunde durch die Hintertür eingeschlichen. Und wir mussten den ganzen Weg ja noch zurück.
Fazit: Gesehen haben wir von den Canonylands Needles nicht wirklich viel. Und gestorben wären wir auch fast – hätten uns die 2 Liter (eigentlich super eklige, aber zu dem Zeitpunkt einfach nur extrem erfrischende) Gatorade im Visitor Center nicht in allerletzter Sekunde zurückgeholt. Aber toll war´s trotzdem. Und genau das, was man sich vom Wilden Westen erträumt: rot, staubig, unwirtlich, menschenleer, und eben brennend heiß.
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