Flitterwochen für den guten Zweck – Bali von seiner anderen Seite
Während andere ihre Flitterwochen in 5-Sterne-Hotels verbringen und das Rund-um-Wohlfühlpaket buchen, hat sich ein befreundetes Pärchen von uns dazu entschieden, die schönsten Tage ihres Lebens für das Wohl der weniger Begünstigten zu opfern. Jetzt haben wir Mirka und Paul endlich dazu überreden können, dieses Erlebnis mit uns zu teilen.
Die Flitterwochen standen kurz bevor, und was bietet sich da besser an als Bali? Nichts! Deshalb war unsere Wahl schnell getroffen. (Vielleicht aber auch, weil die Flüge im November erstaunlich billig waren). Wie dem auch sei: Anfang November flogen Paul und ich frohen Mutes zur Insel der Götter, welche ich schon aus vorherigen Besuchen kannte. Das klingt alles sehr romantisch, aber so sind wir nicht. Mein Mann ist Assistenzarzt in der Pädiatrie und ich bin Krankenschwester, und bevor es uns am Strand zu langweilig wurde, haben wir uns kurzerhand dazu entschlossen, nebenbei auch noch was Gutes zu tun.
Ich hatte im Vorfeld Kontakt zum Bali Children´s Project aufgenommen. Ein Projekt, das sich vor allem der Bildung von Kindern in den ländlichen Gebieten von Bali widmet. Als nach 2 Tagen auch unser Gepäck den Weg auf die Insel gefunden hatte, konnte es endlich losgehen. Nachdem wir einen kleineren Unfall mit dem Motorroller nur knapp überlebt hatten, beschlossen wir, diesmal eine ungefährlichere Fahrvariante zu wählen. So wurden wir morgens von einem Fahrer mit klimatisiertem Wagen abgeholt, und bequem Richtung Ubud gefahren. Dort trafen wir uns mit Eka, der balinesischen Projektleiterin. Dann ging es auch gleich gemeinsam zu unserem ersten Ziel, einem Kindergarten.
Auf die erste Begeisterung über den Besuch von Fremden, folgte bei den Kleinen schnell Ernüchterung, als Paul sein Stethoskop auspackte und den Kindern klar wurde, was diese Weißen wirklich von ihnen wollten. Nach ein paar Minuten gutem Zugerede, traute sich aber schließlich doch ein kleiner Macho nach vorne, und ließ sich von Paul untersuchen. Als Belohnung gab es einen aufgeblasenen Handschuh mit aufgemaltem Gesicht. Da wir , aufgrund der kulturellen Gegebenheiten und ohne Anwesenheit der Eltern, die Kinder nicht komplett untersuchen konnten, und wollten, haben wir vor allem Herz und Lunge abgehört sowie Mund- und Rachenraum inspiziert. Die einen ließen sich vom Mut des ersten mitreißen, die anderen von ihrer Neugier. So kamen nach und nach (fast) alle Kinder zu uns. Bis auf den erschreckenden Zustand der Zähne, waren jedoch alle soweit gesund.
Nach einer Mittagspause in Ubud, ging es dann auch gleich weiter in ein entlegeneres Dorf. Hier wurden wir sowohl von Erwachsenen als auch von Kindern zurückhaltend begrüßt. Uns wurde jedoch schnell schmerzlich bewusst, dass wir, in so kurzer Zeit und mit den Mitteln vor Ort, leider nicht wirklich viel bewirken konnten. Zwar konnten wir einem Mädchen mit Asthma Medikamente verabreichen, bei einem hustenden Baby konnten wir jedoch nichts erreichen, da dieses Kind wohl schwerwiegendere Probleme hatte, die man weder mit bloßem Auge diagnostizieren, noch behandeln konnte. Wir verwiesen die Mutter daher an einen niedergelassenen Kinderarzt (ind: Doktor Anak Anak), in der Hoffnung, dass sie den Termin auch wirklich wahrnehmen würde. Wahrscheinlich wird sie es aber wohl eher nicht tun, da Arztbesuche sehr teuer, und somit für die meisten Menschen unbezahlbar sind.
Zum Ende des Tages hin, haben wir noch dem Dorf Tulikup einen Besuch abgestattet, wo uns aber niemand erwartete. Innerhalb von 10 Minuten aber kamen nach und nach aus allen Ecken Kinder und Jugendliche angerannt. Von Angst und Zurückhaltung war hier nichts zu spüren. Im Gegenteil, die Kinder waren alle sehr interessiert, auch wenn ihre Englischkenntnisse etwas zu wünschen ließen. Wieder untersuchten wir alle und waren begeistert, dass die Menschen auf Bali wirklich topfit sind. Schnell wurde noch ein Gruppenfoto gemacht, bevor wir dann wieder zurück fuhren.
Zum Abschluss kann ich nur sagen, dass es toll war, die Insel der Götter, die besonders um Kuta von Touristen dominiert wird, nochmal von einer ganz anderen Seite kennen zu lernen. Ich kann nur allen empfehlen, sich wenigstens einen Tag Zeit zu nehmen, um auf die Suche nach dem ursprünglichen Bali zu gehen. Es lohnt sich! Und noch ein kleiner Tipp am Schluss: Nehmt auf jeden Fall Zahnbürsten mit, um den Kindern zu schenken, und KEINE Bonbons! Der Zustand der Zähne ist erschreckend, und die meisten haben noch nie eine Zahnbürste besessen.
Eisen déiwen Respekt fir Iech Zwé. Gud gemat Mirka a Paul a fuert esou weider. Belly a Bopa