Türkei: Antike Stätten abseits der gängigen Touristenpfade

Pergamon, Troja, Ephesos – wer kennt sie nicht, die berühmten antiken Städte der Türkei? In diesem Artikel wollen wir euch allerdings die weniger touristischen Ausgrabungsorte im Westen Anatoliens vorstellen, die den Vergleich mit ihren bekannten Geschwistern keinesfalls scheuen müssen.

Sagalassos

Unser absoluter Favorit unter den antiken Stätten der Türkei ist wohl unumstritten die unweit von Ağlasun in der Provinz Burdur gelegene Ruinenstadt Sagalassos. Die Lage in 1.450 bis 1.600 m Höhe am Fuße des Taurusgebirges ist nicht nur ein Garant für spektakuläre Erinnerungsfotos, sondern gleichzeitig auch der Grund, warum die antike Stadt nach ihrer Zerstörung durch ein schweres Erdbeben im frühen 7. Jahrhundert fast gänzlich unberührt bis in die Gegenwart erhalten blieb. Nicht nur die meisten Touristen halten sich von der antiken Stätte im Westen der Türkei fern, auch Plünderer wussten lange Zeit nicht um ihre Existenz.

Wer sich der wohlhabenden Stadt in ihrer Blütezeit von unten kommend näherte, wurde von einer Wand aus Wasser begrüßt – eine optische Täuschung, hervorgerufen durch die geschickte Anordnung einer Reihe auf unterschiedlichen Ebenen platzierter Brunnen. Auch heute noch bildet das 28 m breite und mit Medusenköpfen dekorierte Antonius-Nymphäum das zentrale Element dieser antiken Stätte und ist wohl das Fotomotiv Nummer 1 von Sagalassos.

Trotzdem sollte man unbedingt auch zwischen den weniger gut erhaltenen Überresten der Ruinenstadt umherwandeln und die mystische Aura, welche aus dem harmonischen Zusammenspiel von ursprünglicher Natur und vergangener Zivilisation entspringt, in vollen Zügen aufsaugen. Den besten Ausblick genießt man dabei übrigens vom römischen Theater aus – trotz zerstörter Sitzreihen eines der am besten erhaltenen in der Türkei.

Tipp: Unbedingt am Eingangstor nach dem Schlüssel zur Neon Library fragen und diese mitsamt ihres Mosaikbodens ganz für sich allein haben!

Hierapolis

Mindestens genau so atemberaubend gelegen wie Sagalassos ist die antike Stadt Hierapolis, welche allerdings gegen ihren berühmten Nachbarn Pamukkale meist – unserer Meinung nach jedoch völlig zu Unrecht – den Kürzeren ziehen muss. Im 1. und 2. Jahrhundert nach Christus als eine Art Kurort errichtet, war Hierapolis schon in der Römerzeit in erster Linie für seine warmen Quellen berühmt, welche heute vor allem ein beliebtes Ausflugsziel für Antalya-Urlauber darstellen.

Lässt man die komplett überfüllten Kalksteinterrassen aber erst einmal hinter sich, hat Hierapolis einige gut erhaltene Sehenswürdigkeiten zu bieten. Während die meisten Tourbustouristen es samt Selfiestick maximal bis zum 12.000 Besucher fassenden Theater oder den äußerst kitschigen römischen Bädern schaffen, haben es uns vor allem die von Säulen gesäumte Hauptstraße und die riesige Nekropolis im Nordwesten der Stadt angetan.

Mehr als 1.200 Gräber liegen vor dem Nordtor von Hierapolis und erzählen die Geschichte vergangener Zeiten. Hausartige Sarkophage und tempelförmige Grabkammern bilden die größte Totenstadt in Kleinasien und sind nicht nur dank der hier herrschenden Totenstille ein sicherer Garant für absolutes Gänsehautfeeling.

Aphrodisias

Der Name Aphrodisias leitet sich vom Aphrodite-Kult ab, der im zentralen Aphrodite-Tempel praktiziert wurde. Auch wenn der Kult seit der Spätantike nicht mehr praktiziert wurde, ragen die beeindruckenden Säulen des Tempels noch heute unbeirrt und stolz wie eh und je in den blauen Himmel. Die unumstrittenen Stars der antiken Stätte sind allerdings andere: die Bäder, das Theater und das Stadion.

Die schiere Größe des Ausgrabungsortes sowie zahlreiche gut erhaltene Ruinen machen Aphrodisias zu einer der bedeutendsten archäologischen Stätten des östlichen Mittelmeerraums aus griechisch-römischer Zeit. Und das Beste: Dank seiner Lage im anatolischen Hinterland, hat man die Überbleibsel der für seine Marmor-Industrie und Bildhauser-Schule berühmten antiken Stadt die meiste Zeit (fast) ganz für sich allein.

Die ehemalige Hauptstadt der römischen Provinz Caria soll zu ihrer Blütezeit mehr als 150.000 Bewohner beherbegt haben. Als wir die antike Stätte im Westen der Türkei besichtigten, liefen wir allerdings mutterseelenallein über die Mosaikböden der Hadrianischen Thermen, ließen uns auf der Bühne des 7.000 Zuschauer fassenden Theaters von der unsichtbaren Menge bejubeln und breiteten unser Picknick einsam und allein auf den Rängen des 270 m langen Stadions – und somit in einem der größten und best erhaltenen seiner Art – aus.

Tipp: Das Museum mit seiner reichen Sammlung vor Ort gefundener Statuen ist unbedingt einen Besuch wert. Besonders sehenswert sind die Reliefs des ehemaligen Sebasteions.

Noch mehr türkische Ruinenstädte gefällig? Dann ist das an der armenischen Grenze gelegene Ani bestimmt etwas für euch!