Warum uns Amasya wohl doch in Erinnerung bleiben wird
Es gibt Orte, die von Anfang an auf dem Reiseplan stehen. Die vor Sehenswürdigkeiten nur so strotzen. Und deren Abenteuer man später auf keinen Fall missen möchte. Und dann gibt es Orte, die man nur rein zufällig besucht. Weil sie günstig liegen. Oder weil man halt einfach irgendwo die Nacht verbringen muss. Diese Orte sind eigentlich nicht dazu erschaffen, einem in Erinnerung zu blieben. Ein solcher Ort aber war Amasya.
Zwar liest man in allen Reiseführern von den ach so berühmten osmanischen Häuschen direkt am Grünen Fluss. Und von den atemberaubenden pontischen Gräbern, die von den Felswänden hoch über der Stadt über die gut 100.000 Einwohner wachen. Doch zum Must See reicht es trotzdem nicht. Und wären da nicht die vielen kleinen Dinge und Begegnungen gewesen, die unser knapp 16-stündiger Aufenthalt in Amasya mit sich brachte, die Stadt mit der kitschigen Nachtbeleuchtung hätte ihren Platz längst für spannendere Erinnerungen räumen müssen.
Aber da gab es zum Beispiel den Inhaber des Gönül Sefasi Butik Otels, der unbedingt einen Tee mit uns trinken musste, obwohl die Kommunikation per Übersetzungs-App nur schleppend voranschritt und wir doch eigentlich nur schnell einchecken wollten. Und das örtliche Lifestyle-Magazin, das er uns immer wieder vor die Nase hielt und von dem wir erst nach etlichen Minuten verstanden, dass er der Herausgeber war.
Oder die Tatsache, dass genau in dem Moment ein Gewitter aufzog, als wir den Aufstieg zu den Gräbern in Angriff nahmen. Und der Ausblick von hier oben über das von hunderten von Blitzen erhellte Tal.
Dann war da noch die Selfie schießende Sultanstatue, die unbedingt ein Portrait mit mir erhaschen wollte. Die Tatsache, dass man sich nur in eine Parallelstraße begeben oder den Park der Moschee durchqueren musste, um sich mitten im authentischen Leben wiederzufinden. Und natürlich die Mitarbeiter der örtlichen Domino´s Filiale, die sich im Eingangsbereich versammelten, um das kuriose Pärchen aus Europa zu begutachten.
Und schließlich der hölzerne Balkon unseres Zimmers, der über den Fluten schwebte und von dem aus wir die ganze Stadt überblicken konnten. Und die verstörende Erkenntnis: In der Türkei schmeckt sogar Domino´s irgendwie anders.
Solche Orte kenne ich auch. Auf dem Weg nach Kapadokien unterbrach ich die Fahrt in Igirdir, einem kleinen Städtchen an einem Bergsee. Eigentlich gab es nicht viel zu sehen, aber ich fand die Stimmung so schön, dass ich gleich drei Tage blieb.
Wir blieben keine 24 Stunden, aber trotzdem kommt es mir vor, als wären wir ewig da gewesen, da wir so viel erlebt und so viele Leute getroffen haben.