Greyhound oder Mietwagen – Wie bereise ich die USA am Besten?
Als die Ära der Dampflok Mitte des 20. Jhs ihrem Ende entgegensah, verschwanden mit ihr auch die romantisierten Bilder des Wilden Westens. Doch es sollte nicht lange dauern, bis sich ein anderes Transportmittel die freie Stelle zunutze machen und ein neues Symbol für Schnelligkeit und Freiheit entstehen würde. Heute kennt fast jeder die großen Reisebusse mit dem grauen Windhund, die die Straßen der USA bevölkern: der Greyhound ist zu einer wahren Institution geworden. Doch stimmen die Vorstellungen von der abenteuerlichen Fahrt durch die Weiten des amerikanischen Westens, die sich beim Anblick der Mehrtonner unwillkürlich in unseren Köpfen bilden? Und kann bei dieser modernisierten Art des Reisens überhaupt noch ein ähnliches Gefühl aufkommen wie bei den tage-, ja wochenlangen Zugfahrten, die die Goldgräber auf sich nehmen mussten, um das gelobte Land zu erreichen? Wie soll man die Empfindungen der Cowboys, die die nicht enden wollenden Weiten der Prärerie jahrzehntelang auf dem Rücken ihrer Pferde durchstreiften, in diesen rollenden Wohnzimmern überhaupt ansatzweise erahnen? Schaffen es die Greyhound-Lines nicht, einmalige Erfahrungen und bleibende Erinnerungen zu erzeugen, erscheint die Aussicht auf einen Mietwagen gleich viel verlockender. Was aber genau sind die Pros und Cons von Greyhound und Leihauto? Dieser Frage versuchen wir hier auf den Grund zu gehen.
Reisen mit dem Greyhound-Bus: Abenteuer oder Abzocke?
Wer hofft, mit dem Bus die Weiten des amerikanischen Westens zu erkunden, der hat sich schwer getäuscht. Klar, zwischen den Städten führt die Strecke auch mal für ein paar hundert Kilometer durch die beeindruckenden und schier endlos scheinenden Busch- und Wüstenlandschaften, aber aussteigen kann man hier nicht. Die meisten Haltestellen befinden sich in mehr oder weniger großen Städten, so dass eine Erkundung der berühmten Nationalparks, die doch eigentlich einen großen Teil des Reizes dieses mächtigen Landes ausmachen, einer Mission impossible gleichkommt. Denn anders als der Volksglauben vermuten lässt, sind die Greyhound-Busse vor allem auf den viel befahrenen Straßen zwischen den Metropolen anzutreffen. Im Hinterland sucht man sie hingegen meist vergeblich. Sollte man sie doch einmal antreffen, ja die gewünschte Strecke gar verfügbar sein, sind die Fahrkarten meist maßlos überteuert. Hier sollte man eher auf andere Unternehmen, wie z.B. Coach USA, ausweichen, wodurch man teilweise fast die Hälfte des Preises einsparen kann. Wer eine der populäreren Strecken buchen möchte, ist jedoch bei den Greyhound-Lines gut aufgehoben. Hier muss man allerdings die Tricks des weltberühmten Busunternehmens kennen. Während man auf der Startseite der Website versucht, dem Kunden die normalen Fahrten unterzujubeln, welche nicht nur länger dauern, sondern auch zu erheblich teureren Preisen angeboten werden, bucht der Fachmann ausschließlich über Greyhound Express. Ein Platz in dem zwischen den Großstädten zirkulierenden ‚Schnellbus‘ mit gratis WLAN ist bereits ab $1 zu haben. Die Strecke New York-Washington kostet so im Durchschnitt $15, doch auch durch Onlinebuchungen und Frühbucherrabatte kann man noch einige Scheinchen sparen – auch wenn es sich dabei wohl ausschließlich um 1-Dollar-Noten handeln wird.
Mit dem Mietwagen durch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten
Wer länger im Land bleiben und größere Strecken zurücklegen möchte, der ist mit einem Leihauto klar besser bedient. Nicht nur rentiert sich dieses preislich meist schon ab zwei Personen, auch die Flexibilität wird durch einen Mietwagen erheblich gesteigert. Einfach stehen bleiben, wo es gefällt, oder spontane Abstecher abseits der ursprünglich geplanten Route sind mit dem Reisebus natürlich nicht möglich. Zudem sind die meisten Nationalparks ohne eigenes Auto – mal ganz abgesehen von der schwierigen Anreise – kaum zu besichtigen, da sie sich teilweise über mehrere hundert Kilometer erstrecken. Schon die Preisangaben an den Eingangstoren deuten darauf hin, dass ein Besuch ohne fahrbaren Untersatz nicht vorgesehen ist, denn zahlt man hier grundsätzlich nicht pro Person, sondern pro Fahrzeug. Der Amerikaner liebt sein Auto nun einmal. Warum, versteht man spätestens, wenn man das erste Mal auf einem vierspurigen Freeway unterwegs ist oder die Aussicht auf den sich bis an den Horizont erstreckenden Two-lane-highways genießt. Doch das Auto ist hier sicherlich auch Statussymbol, und so verwundert es nicht, dass man auf amerikanischen Straßen vergeblich nach Kleinwagen Ausschau hält. Der Amerikaner mag es eben groß. Dies sollte man auch bei der Online-Reservierung berücksichtigen. Da die meisten Autovermieter nämlich erst bei den (für amerikanische Normen) Mittelklassewagen einsteigen, reicht es normalerweise, die unterste Klasse zu buchen. Das Upgrade ist dann natürlich kostenlos. (Doch Vorsicht: in Denver haben einige Unternehmen sehr wohl Klein(st)wagen im Angebot und dann steht man blöd da, wenn nicht einmal ein Gepäckstück in den Kofferraum passt. Ja, wir habens wieder mal am eigenen Leib erfahren müssen.)
Auf welche Weise er die Vereinigten Staaten bereisen möchte, muss also jeder für sich entscheiden. Wer ausschließlich zwischen den Städten hin- und herpendelt, ist sicherlich mit dem Greyhound Express mehr als gut bedient. Wer jedoch den American Way of Life hautnah erleben und ein Gefühl für die Dimensionen des nordamerikanischen Kontinents bekommen möchte, kommt um ein eigenes Auto wohl nicht herum.