Zion National Park, Utah – Oder: wie ich nur die Hälfte davon gesehen habe
Eigentlich sollte ich nur über Sachen schreiben, die ich auch selbst erlebt habe! Das ist die Faustregel des Travelbloggers. Doch im Zion National Park in Utah habe ich nur die Hälfte gesehen. Dies ist die Geschichte eines ängstlichen Scheiterers!
Eigentlich ist der Zion National Park in Utah das perfekte Ausflugsziel für junge Familien: Einfach erreichbar am Highway 9 gelegen, große Parkplätze, gut ausgestattete Souvenir Shops, und ein Junior Ranger Programm für die Kleinen. Auch ältere Besucher sollten sich hier wohlfühlen. Es gibt luxuriöse Übernachtungsmöglichkeiten und bei den meisten Hiking Trails muss man nicht mal wirklich weit gehen. Um das Ganze abzurunden, fahren zahlreiche Kleinbusse zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten hin und her.
Insgesamt herrscht mehr Vergnügungspark- als Abenteuer-Feeling. Die klimatischen Bedingungen sind mild. Anders als im Canyonlands National Park, ist es in Utahs Zion National eher unwahrscheinlich, dass man verdurstet, wenn man (wie wir) mal wieder zu wenig Wasser im Gepäck hat. Kurz: Der Zion National Park, Utah ist eigentlich was für blutige Anfänger!
Angels Landing Trail – 4 Tote seit 2004!
Die meisten Besucher beschränken sich im Zion National Park, Utah auf die Busfahrten zwischen dem Zion Canyon Visitors Center und dem Weeping Rock. Corinne musste aber unbedingt den sagenumwobenen und gefährlichen Angels Landing Trail aufsuchen.
Genau wie im restlichen Zion National Park findet man hier eine Landschaft vor, die wirkt als wäre sie geradewegs aus Jurassic Park geklaut. Steile braune Felswände und dichtes mittelhohes Gestrüpp. Man wartet förmlich nur darauf, dass ein T-Rex aus dem Gebüsch stürmt.
Mit einer Länge von nur 3,9 Kilometern ist der Angels Landing Trail auch nicht härter als andere Routen im Zion National Park – auf dem Papier zumindest! Das gilt nämlich nur, wenn man die fast 500 Meter Höhenunterschied außer Acht lässt. Es fängt auch alles ganz harmlos an, mit einem Pfad entlang des Virgin Rivers. Doch schon nach kurzem beginnt der Weg heftig anzusteigen, um nach etwa 3 Kilometern am Scout Lookout anzukommen.
Hier müsste meine Erzählung eigentlich aufhören: Ich habe es nicht weiter geschafft! Denn bis zum Gipfel auf dem Angels Landing führt der Weg über einen schmalen, für das bloße Auge kaum sichtbaren, in den Felsen getretenen Trampelpfad. Die steilen Abhänge auf beiden Seiten reichen teils 1.700 Meter in die Tiefe. Und das manchmal bis zu 100 Meter ohne jegliche Absicherung. Wie breit ist der Pfad an diesen Stellen? 1 Meter!
Ich muss zugeben, dass ich das alles nur durch Corinnes Berichterstattung weiß. Denn als Madame sich auf den wohl berühmtesten Gipfel in Utahs Zion National Park wagte, saß ich zusammen mit anderen Weicheiern auf einem Stein und wartete. So hatte ich Zeit, mich den Statistiken zu widmen: 4 Tote seit 2004. Das letzte Opfer stürzte mehr als 300 Meter in die Tiefe.
Mit meiner Höhenangst stand ich nicht allein! Als Corinne nach 30 Minuten noch nicht zurück war, sprach ich einen abenteurlich aussehenden jungen Mann an, der vom Angels Landing Peak im Zion National Park, Utah zurückzukommen schien. Brauner, lederner Cowboy Hut, North Face Jacke und schwere Wanderschuhe – er sah aus wie ein Journalist der National Geographic Society. Doch zu meiner und seiner Enttäuschung musste der falsche Abenteuerer gestehen: Er hatte es nur wenige Meter weiter geschafft als ich.
Da Corinne wusste, dass ich beunruhigt sein würde, wenn sie zu lange weg bliebe, legte sie sich richtig ins Zeug, um so schnell wie nur irgendwie möglich wieder zurück zu sein. Dass die ganze Kletterei dadurch nur noch gefährlicher wurde, machte es natürlich nicht besser.
Für diejenigen, die die wundervolle Aussicht vom Angels Landing Peak im Zion National Park, Utah sehen möchten, ohne dabei ihr Leben zu riskieren, habe ich anbei einige Bilder von Corinnes lebensmüdem Ausflug angehängt. Wer wissen möchte, wie die waghalsige Kletterei doch noch zu einem guten Ende kam, der klicke hier: www.mightytraveliers.com/top-10-usa
Wer weniger risikofreudig ist, sollte sich unsere Liste zu Utahs Sehenswürdigkeiten anschauen. Dort findet bestimmt jeder den perfekten Nationalpark mit dem für ihn perfekten Wanderweg!
Das hat man aber auch selten, dass die Frau durchzieht und der Mann freiwillig als Weichei zurückbleibt 😀 Respekt! Ich hätte bei den Männern gehockt, allerdings nicht wegen Höhenangst, sondern weil ich ein fauler Kletterer bin!
So, mal gucken, wie es ausging 😉
LG Claudi
Was heißt hier Weichei? Ich nenne das eine weise Einsicht! Und gestehen, dass man etwas nicht kann – ein Zeichen von wahrer Größe!^^
Oooh, eure Fotos erinnern mich so sehr an meine eigene Tour dort!
Ähnlich wie bei euch, war ich die Abenteuerlustige und mein Freund erst gar nicht begeistert über diesen Wanderweg.
Letztendlich war aber sogar er der Mutigere während mir die Beine schlotterten. Geschafft haben wir es trotzdem!
Schlotternde Beine mag ich gar nicht, dann wird´s nur noch gefährlicher. Das ist bei mir meist der einzige Grund, warum ich wirklich Angst hab: Weil ich Laurens´ Beine schlottern seh und denke, dass er jeden Moment runterfallen könnte. Deshalb war ich in diesem Fall echt glücklich, dass er ausnahmsweise mal seine Grenzen anerkannt hat und freiwillig zurückgeblieben ist. Allerdings wurde es dadurch für mich gefährlicher, weil ich wusste, dass er nun Angst um mich hat und ich extra schnell gemacht hab. Trotz 2 Stürzen unterwegs und einem „girl, you´re scaring me!“, hab ich´s dann am Ende doch heil wieder nach unten geschafft. Uns es war soooooooooooo toll! 🙂
wer den letzten Teil von dem Weg nicht geht, verpasst das Beste. Sowohl der Weg als auch die Aussicht am Ende sind spektakulär und einzigartig. Ich habe keinen vergleichbaren Trail gesehen. Ich bin den Weg als junger Student mit Anfang 20 gelaufen und es war schon etwas Überwindung notwendig, aber es geht schon auch für normale Leute, also nicht zu dick oder ähnliches. Letztendlich fahre ich nicht um die halbe Welt, um dann hier zu kneifen !
Ich fand den letzten Teil auch einen der spektakulärsten Trails, die ich je gegangen bin, aber für Leute mit Höhenangst ist das wirklich nicht zu bewältigen.