Kunsthandwerksmarkt und Strandspaziergänge – ein typischer Tag im Leben zweier Pauschaltouristen (Tag 1)
Teguise: Markttreiben in der ehemaligen Inselhauptstadt
Sonntag ist Markttag. Das wusste auch die freundliche Sitznachbarin im Flugzeug: Da müsst ihr unbedingt nach Teguise. Anscheinend war sie aber nicht die einzige Eingeweihte. 1,20 kostet heute das Parken, welches sonst auf der ganzen Insel gratis ist. Trotzdem drängen sich die Autos dort, wo an anderen Tagen das Brachland lediglich den Launen des Windes ausgeliefert ist. Und dennoch kann man die Menschenmenge, in die man gleich eintauchen wird, hier erst andeutungsweise erahnen. Spätestens aber wenn die kleinen, hoffnungslos überfüllten Gassen erreicht sind und am Horizont ein Meer an Reisebussen sichtbar wird, kann von Insiderwissen nicht mehr die Rede sein. Und trotzdem lohnt sich die Fahrt in die ehemalige Hauptstadt im Inselinnern. Besonders wer bis jetzt noch keine Andenken gekauft hat, wird hier mit Sicherheit fündig. Doch auch für wen der Urlaub gerade erst begonnen hat, sollte sich nicht scheuen, hier schon zuzugreifen. Ich selbst habe mir diesen Tipp natürlich sehr zu Herzen genommen und mit beiden Händen kräftig zugelangt. Außerdem muss man seinen Auftrag ja ernst nehmen. Und der lautet auch heute: bloß nicht auffallen! Natürlich sind auch in Teguise, wie auf allen Touristenmärkten Südeuropas, die Verkäufer, welche den Passanten ihre Markenfakes aufzudrängen versuchen, mehr als überrepräsentiert. Doch verlässt man die großen Plätze und dringt tiefer ins Getümmel der kleinen Gässchen ein, gibt es von handgemachtem Schmuck über Töpferware und anderes Kunsthandwerk bis hin zu selbstgenähten Kleidern aus naturfarbener Baumwolle alles was das Shoppingherz begehrt, und freundliche Verkäuferinnen erklären einem gerne wie man echte Lava von Billigimitaten unterscheiden kann. Ich tue das jetzt hier nicht, sonst würde ich Euch ja den ganzen Spaß verderben. Musik darf natürlich auch nicht fehlen. Egal ob spanische Folklore oder gecoverte Rock- und Popsongs, jeder Geschmack wird hier bedient. Aber auch die kleinen Läden, die sich hier niedergelassen haben, sind auf jeden Fall einen Abstecher wert. Um 14 Uhr ist schlagartig alles vorbei. So plötzlich wie sie aufgetaucht sind, sind die Massen auch wieder verschwunden, und das kleine verträumte Städtchen mit seiner schönen Kirche und den romantischen Plätzchen kann wieder seinen gewohnten Gang gehen und friedlich vor sich hinschlummern, bis es am nächsten Wochenende wieder heißt: Sonntag ist Markttag.
Wenn man schon mal in der Gegend ist, sollte man auch einen kleinen Abstecher zum Castillo de Guanapay einplanen, welches hoch oben über der Stadt am Kraterrand des gleichnamigen Vulkans thront. Wem der Eintritt für das doch ziemlich winzige Kastell wie reine Geldverschwendung erscheint, der sollte trotzdem den kurzen Weg auf sich nehmen, denn von hier oben bietet sich ein besonders schöner Ausblick über die vorher besuchte Stadt und das in Rot- und Gelbtönen erstrahlende Umland.
Von Tao bis Guatiza: kleine Inselrundfahrt aus Planlosigkeit
14:30 Uhr, d.h. der halbe Tag liegt noch vor uns. Denkste! Bereist man die Insel außerhalb der Hochsaison, sollte man sich unbedingt vorher nach den Öffnungszeiten der Museen und anderer Sehenswürdigkeiten erkundigen, besonders wenn man diese an einem Sonntag besichtigen möchte. Deshalb spontane Planänderung: statt zum ehemaligen Wohnhaus des inseleigenen Stararchitekten César Manrique geht es nach Tao, um Tickets für das Halbfinale der Lucha Canaria – ein typisch kanarischer, jedoch leicht an Sumo erinnernder Ringsport – zu kaufen. Wieder falsch: die bei Guatiza im Nordosten der Insel? Also wieder durch die halbe Insel, abermals vorbei am berühmt-berüchtigten Monumento al Campesino (von Manrique errichtet), welches an die von der Tourismusindustrie immer mehr verdrängte Arbeit in der Landwirtschaft erinnern soll, nur um eine halbe Stunde später festzustellen: ein angelegter Garten (auch dieser von Manrique) mit 10.000 Kakteenarten klingt dann doch bei näherer Betrachtung nicht mehr ganz so interessant. Also kurz ein paar Kakteen in der für ihren Reichtum an diesen stacheligen Pflanzen berühmten Region abfotografieren und weiter gehts nach Costa Teguise.
Costa Teguise: kurzer Zwischenstop mit Strandspaziergang
Der Touristenort, welcher ebenfalls – wie übrigens fast alles auf der Insel – von Manrique Ende der 70er entworfen und bis ins kleinste Detail geplant wurde, erscheint heute teilweise wie eine Geisterstadt. Am Strand, bzw. an der großangelegten Strandpromenade fühlt man sich fast wie in einer leeren Filmkulisse. Lediglich die Windsurfer deuten auf die Existenz von menschlichem Leben auf diesem einsamen Planeten hin. Natürlich muss man auch hier bedenken, dass wir die Insel im Mai, und somit in der Nebensaison besucht haben. Doch auch im Juli und August sind die zu groß geplanten und nun nicht fertiggestellten Hotelanlagen direkt am Meer – von denen im Landesinnern ganz zu schweigen – wohl nicht zu übersehen. Kein Wunder, dass sich die Gäste hier lieber im Hotel aufhalten und die Zeit am schön gestalteten Pool statt am menschenleeren Strand verbringen, denn auch nach einer schönen Shoppingstraße oder gemütlichen Cafés sucht man hier vergeblich.
Puerto del Carmen: Abendspaziergang und Restaurantsuche im größten Touristenort der Insel
So freuen wir uns natürlich am Abend wieder in Puerto del Carmen zu sein, wo wir eine Woche im nur 50 m vom breiten Sandstrand entfernten Blue Sea Kontiki Premium gebucht haben, einer teils leicht heruntergekommenen, jedoch schön und modern eingerichteten 3½-Sterrne-Apartmentanlage mit einer kleinen, gemütlichen Poolarea. (Für ein All-Inclusive-Hotel waren wir einfach noch nicht bereit.) Nachdem wir gestern zuhause geblieben und den Abend mit selbst zubereitetem Essen vor dem kostenpflichtigen! Fernseher beim Eurovision Songcontest verbracht haben, wird heute die am Vortag noch für die Ironman-Teilnehmer reservierte Promenade mit ihren dicht aneinander gereihten Shops, Restaurants und dem einzigen Casino der Insel erkundet. Hier ist vom billigen, aber auch nicht wirklich leckeren Chinabuffet, über Steak im Irish Pub bis hin zum Standarditaliener oder teureren Asiaten alles zu haben, was das Herz des Pauschaltouristen begehrt. Wen die Menükarten in 5 Sprachen und die Lockvögel vor den Eingängen nicht abschrecken, ist hier sicherlich gut aufgehoben. Wer jedoch inseltypisch(er) speisen möchte und sich auf das kanarische Essen gefreut hat, muss wohl die 1,5 km zum alten Hafen auf sich nehmen. Auch wenn das Essen den Preisen nicht unbedingt gerecht wird, findet man hier wenigstens ein paar einheimische Gerichte auf der Menükarte und der tolle Ausblick entschädigt allemal.