45 Grad und es wird noch heißer, oder: Wie ich im Death Valley nur knapp dem Hitzetod entging
Eigentlich hätte der Name des berühmt-berüchtigten Nationalparks im Osten Kaliforniens schon Warnung genug sein sollen. Doch auch, wer sich von den fantasievollen Bezeichnungen der US-amerikanischen Naturlandschaften nicht so schnell einschüchtern lässt, oder wessen Englischkenntnisse seit der Schulzeit etwas gelitten haben, kommt nicht um die allgegenwärtigen Mahnungen herum. Unablässig, ja fast schon penetrant, werfen die Reiseführer Seite für Seite mit mehr oder minder nützlichen Ratschlägen um sich: Mindestens 4-5 Liter Wasser am Tag! Immer in der Nähe vom Auto bleiben! Die ausgeschilderten Wege auf keinen Fall verlassen! Und schließlich – wenn alle diese Hinweise auf taube Ohren stoßen – sind da immer noch die Warnschilder der Nationalparks, welche den lebensmüden Urlauber an Ort und Stelle mit Horrorgeschichtchen abschrecken sollen.
Aber von solchen Banalitäten lassen sich die Traveliers natürlich genau so wenig entmutigen, wie von der Tatsache, dass das 4-Sterne-Hotel inmitten des Death Valley National Parks an besagtem Tag seine Türen aus Hitzegründen geschlossen hatte. Im gut klimatisierten Mietwagen bemerkt man zwar, wie die Außentemperaturanzeige sich langsam an die 100 Grad-Marke (Fahrenheit versteht sich) heranschleicht, und auch nach Erreichen dieser noch lange nicht halt macht, doch wird der anfängliche Schock schnell von der übersprudelnden Begeisterung verdrängt, und von der Erkenntnis: Anscheinend besitzt das nette Tälchen seinen Namen wohl doch aus gutem Grund! Aber auch dieses leider nur sehr kurzlebige Aufflackern der Vernunft findet durch die angenehm kühle Luft, die einem während dieses Geistesblitzes das Gesicht umschmeichelt, und die Country Songs, welche natürlich bei all diesen Überlegungen im Hintergrund weiterdudeln, ein jähes Ende. Kein Wunder also, dass wir förmlich von der 45-Grad-heißen Luft erschlagen wurden, als wir uns endlich aus unserem Chevrolet-Kühlschrank herauswagten. Doch wer den 273-höchsten Berg im Bundesstaat Colorado bestiegen und es ohne größere Mühen geschafft hat, eine 1-Kg-Packung Chocolate Chip Cookies zu bezwingen, den können die paar Grad natürlich nicht beeindrucken. Und so machten wir uns – wie immer ohne Kopfbedeckung, doch diesmal ausnahmsweise mit einigen Litern Wasser im Gepäck (die Warnhinweise hatten also doch zumindest teilweise gefruchtet) – frohen Mutes auf in die Wüste, immer die große Düne am Horizont vor Augen. Dieses Ziel sollte sich aber schon bald als utopisch herausstellen.
Als wir ihr nämlich nach 15 min noch keinen Schritt näher gekommen waren, jedoch weit und breit keine Straße mehr in Sicht war, und die ersten 2 Liter bereits aufgebraucht waren, fingen wir an, unseren Plan zu überdenken. Das zumindest wäre die logische Folgerung gewesen. Aber hey, wer denkt schon ans Verdursten, wenn einem ein Tumbleweed den Weg kreuzt? Ein was? Na die Dinger, die immer in den Westernfilmen vor dem großen Showdown plötzlich über die verstaubte Straße wehen. Es gab sie also wirklich! Und was macht man da als mustergültiger Fotograf? Man hält das Ganze natürlich für die Nachwelt fest! Und weil die Dinger irgendwie viel schneller sind als gedacht, und man ja glücklicherweise genau in diesem Moment einen treuen Gehilfen zur Hand hat, lässt man sie selbstverständlich mehrmals durchs Bild laufen, damit auch ja ein gutes Foto entsteht. Und so verstreichen sie dann, die Minuten. Und plötzlich fängt die Kamera an, an Gewicht zuzulegen. Der Sand gräbt sich tief in die Haut. Die Sonne beginnt am ganzen Körper zu brennen. Der Blick wird trüb. Und schon sind die nächsten 2 Liter aufgebraucht und man sucht voller Panik nach den eigenen Fußspuren im Sand. Bist du sicher, dass wir aus der Richtung gekommen sind? Ich hätte schwören können – – –
…
Aber schließlich haben wir es doch irgendwie zurück zum Auto geschafft, und man wird sich wundern, was eine auf Hochtouren laufende Klimaanlage und ein leckeres Tankstelleneis alles bewirken können. Ich werde sie auf jeden Fall für immer als meine Lebensretter in Erinnerung behalten. Denn auch wenn ich damit wohl alleine dastehe (Laurens ist nämlich der Meinung, dass ich hoffnungslos übertreibe): ich bin auch heute noch fest davon überzeugt, dass ich im Death Valley nur knapp dem Hitzetod entging.
Diesen eindrucksvollen Bericht werde ich gleich mal meinem Freund zeigen. Der glaubt mir nämlich nicht, dass das gefährlich werden kann! Ich glaube ich freue mich besonders auf die Begegnung mit einem Tumbleweed. Viele Grüße Marion
Jaaaaaaaaa, das war super! Den sieht man nämlich sonst nur in Filmen und ich hatte schon fast den Glauben aufgegeben, dass sowas wirklich existiert. Schon fast surreal. 😉 Und ja, es kann da definitiv gefährlich werden. Anfangs merkt man´s gar nicht. Aber ich glaub die Höhenunterschiede und extremen Temperaturschwankungen im Park tragen da auch mit dazu bei. Anfangs im Badwater Basin war´s zwar extrem heiß und trocken, aber wir haben ne halbe Stunde draußen verbracht mit nur 500 ml Wasser und ich glaub auch kaum was von getrunken. Dann hoch in die Berge zur Aussicht und mindestens 15 Graad kälter und dann wieder runter in die Wüste und zu nem kleinen Spaziergang aufgebrochen. Sogar noch ganz gut vorbereitet mit mehreren Litern Wasser, aber davon war nach ner halben Stunde schon über die Hälfte weg und außerdem sag man in den Dünen den Parkplatz mit dem rettenden Auto schnell nicht mehr und unsere tollen eigenen Wegmarkierungen à la Gretel, waren jetzt auch nicht wirklich sinnvoll im ständig ändernden Wüstensand. Und irgendwann bin ich dann nur noch geradeaus zurück, ohne nur ein Wort mit Laurens zu wechseln und dann schnell in den klimatisierten Wagen. Was mir unglaublich geholfen hat, Laurens´ Kreislauf aber erst recht zerstört hat. Also ja, Death Valley heißt nicht umsonst so und man sollte den Berichten wirklich Glauben schenken und nicht einfach zu spontanen Wanderungen aufbrechen. Die Aussichtspunkte sind schließlich auch ganz schön. 😉